Familien in ihren Lebensphasen unterstützen
Der heutige Arbeitsmarkt und die Berufswelt sind von ständigen Wandlungsprozessen, plötzlichen Veränderungen und strukturellen Herausforderungen betroffen. Vor diesem Hintergrund haben nahezu alle Unternehmen ein großes Interesse daran, ihre Beschäftigen zu unterstützen, so dass sie Berufs- und Privatleben miteinander in Einklang bringen können. Ein Weg hierfür ist die Lebensphasenorientierte Personalpolitik, d.h., dass die Unternehmen die Lebensphase, in der sich die Angestellten befinden, kennen und personalpolitisch berücksichtigen.
Folgende Lebensphasen werden auf den nächsten Seiten näher erläutert:
- Schwangerschaft & Elternzeit
- Familie & Kinder
- Beruf & Pflege
- Ältere Belegschaft
Lebensphasenorientierte Personalpolitik reduziert bei Beschäftigten Zeitstress und bringt ihnen und ihrer Arbeit Wertschätzung entgegen. Familienfreundlichkeit rechnet sich. Der betriebswirtschaftliche Nutzen übersteigt die Investitionen deutlich:
- einfachere Gewinnung von Fachkräften
- geringere Mitarbeiterfluktuation und damit verbunden geringere Kosten
- geringere Kosten der Elternzeit (Überbrückung, Wiedereingliederung)
- besseres Betriebsklima, höhere Motivation und Einsatzbereitschaft der Beschäftigten
- weniger Fehlzeiten (geringerer Krankenstand, kürzere Elternzeiten)
- erhöhte Produktivität
Durch familienbewusste Personalpolitik können Unternehmen sich als attraktive(r) Arbeitgeber(in) positionieren.
Eine familienfreundliche Unternehmenskultur ermöglicht eine neue Qualität der Vereinbarkeit von Erwerbs– und Freizeit, nämlich eine gleichwertige Gewichtung. Familienfreundliche Arbeitsbedingungen leisten einen wesentlichen Beitrag für eine nachhaltig erfolgreiche und wirtschaftliche Entwicklung der Personalpolitik. Dabei sind langfristig angelegte Beschäftigungsverhältnisse Voraussetzung einer Personalpolitik, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Berufsleben begleiten will.
Eckpunkte einer gelebten familienfreundlichen Unternehmenskultur:
- Kommunikation: Vorgesetzte klären ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf, welche Unterstützung und Hilfe ihr Unternehmen in unterschiedlichen Lebensphasen anbietet und sorgen darüber hinaus für eine beständige Präsenz des Themas.
- Chancengleichheit: Das Unternehmen setzt sich für Chancengleichheit von Mann und Frau ein: für gleichen Lohn, gleiche Aufstiegschancen und geteilte Familienarbeit.
- Vorbildfunktion: lebensphasenorientierte Personalpolitik sollte von der Führung gelebt werden. Sehen Beschäftigte, dass der Chef beispielsweise Gleitzeit nutzt, um seine Kinder zur Schule oder in den Kindergarten zu bringen, wird es Angestellten sehr viel leichter fallen, entsprechende Angebote zu nutzen.
- Mehr Eigenverantwortung – mehr Vertrauen: Lebensphasenorientierte Personalpolitik gibt Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mehr Eigenverantwortung. Mehr Freiheiten für Beschäftigte bedeutet mehr Vertrauen des Unternehmens in die Beschäftigten.
- Flexibilität der Arbeitnehmerin/des Arbeitnehmers: Lebensphasenorientierte Personalpolitik gibt Beschäftigten die Möglichkeit Arbeitszeiten und private Zeiten flexibler zu gestalten und dadurch Zeitstress zu minimieren.
- Um herauszufinden, wie familienfreundlich die Unternehmenskultur in Ihrem Haus ist, können sie ganz einfach den Kulturcheck online durchführen. Der Link befindet sich am Ende der Seite.
Soll eine lebensphasenorientierten Personalpolitik in die Unternehmenskultur integriert werden, wären alle Gruppen innerhalb des Unternehmens bei systematisch zu treffenden Entscheidungen zu beteiligen. So sollte zum Beispiel ein Betriebsrat nicht übergangen werden.
- Führen Sie Mitarbeiterbefragungen durch, um sich einen Überblick über den Status-Quo sowie Wünsche und Erwartungen zu schaffen.
- Werben Sie nachhaltig: Ein Unternehmen, das lebensphasenorientierte Personalpolitik als Teil der Firmenphilosophie betreibt, wird Vorteile auf dem Arbeitsmarkt haben. Außendarstellung und Realität sollten übereinstimmen.
- Alles oder Nichts? Es gibt viele Maßnahmen, die die Familienfreundlichkeit steigern, nicht alle müssen zur Anwendung kommen. In kleineren Betrieben ist die Begrenzung auf einige wenige aber effektive Maßnahmen sinnvoll.
- Erzeugen Sie Kontinuität, damit ihre Mühen nicht im Sande verlaufen. Kontinuität lässt sich erzeugen durch:
- Akzeptanz von „Familienkarrieren“
- Mitarbeitergespräche
- kompetente Ansprechpartner
- Vernetzung der Interessenten
- Plattformen zum Austausch
- Langer Atem: Eine Umstellung der Unternehmenskultur ist eine langfristige Aufgabe. Trotz eventuellem Desinteresse oder Widerwillen behalten Sie den Kurs bei.
- „Strategie für die Zukunft – Lebensphasenorientierte Personalpolitik“, von Prof. Dr. Jutta Rump, herausgegeben vom Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung Rheinland-Pfalz, 2011.
- „Familie + Wirtschaft = Wachstum – Zeichen einer modernen Unternehmens-, Wirtschafts- und Standortpolitik in Mecklenburg-Vorpommern“, herausgegeben vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Mecklenburg-Vorpommern, April 2009.
- Familienorientierte Personalpolitik – Checkheft für kleine und mittlere Unternehmen, DIHK – Deutscher Industrie- und Handelskammertag, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, berufundfamilie gGmbH 2006.
- Beruf und Familie – wie gestalten wir das und? Ein Leitfaden für Praktiker aus Unternehmen und Kommunen von Dr. Siegfrid Caspar, Andre Kirchmann, herausgegeben von der Landesstiftung Baden-Württemberg.
- Kulturcheck – Erfolgsfaktor Familie.